Zukunft der Mode im „Novosibirsk Expocenter“

2020

 

2019

 

2017

 

2016

 

2015

 

2014

 

2013

 

Über die aktuellsten Trends, die die Modewelt in absehbarer Zukunft erwartet, erzählte uns Olga Waniewa, ein Mitglied des Designer-Verbandes in Russland, Dozentin am Lehrstuhl „Technologien und Design von Textilien“ der Nowosibirsker Technologischen Hochschule.

Es lassen sich drei Inspirationsquellen für die modernen Designer feststellen: Das sind science art (Synthese von Wissenschaft und Kunst), hautecouture (hohe Mode) und Escapism (engl. escape– der Realität entfliehen).

Sprechen wir über scienceart, so kreuzen sich einige Trends.

Den ersten hat Olga Waniewa „Leben der Viren“ genannt – trendy werden Farben, die an stark vergrößerte Virenfotos erinnern, als würden wir sie über ein Binokular betrachten. Als Printmuster werden oft Fotos der Pflanzenwelt gewählt.

Der nächste Trend wurde von der Vortragenden „Blutfaktor“ genannt. Das Blut tritt hier als Träger von Geninformationen und eine Lebensquelle auf. Im Sommer werden alle Schattierungen von Rot populär. In einem Kostüm können gleichzeitig einige Schattierungen verwendet werden.

Noch ein Trend im Sinne scienceart ist biomorphes Design. Das sind Sachen komplizierter Konstruktion, deren Formen die Designer der Natur, der Biologie abgeschaut haben.

Anna Piaggi. foto: ladynews.com

Sehr interessant ist der Trend unter dem Titel „extravagante Betagtheit“. Der Trend erschien mit dem Tod der italienischen Stil-Ikone Anna Piaggi. Um ihn besser zu verstehen, brauchen Sie nur ihre Fotos zu sehen. Olga Waniewa nannte Anna Piaggi „Lady Gaga in bester Ausführung“ – jedes Kleid diese Legendenfrau wurde zum Gegenstand einer Diskussion. Eine weitere bedeutsame Figur ist die Sammlerin und Designerin Iris Apfel, die zurzeit 91 ist. Sie machte aus dem ethnischen Stil eine Kunst, indem sie ethnische Tracht mit Hautecouture vermischte. Jede dieser Damen hohen Alters schuf ihren eigenen Stil, der keinem anderen Stil ähnlich, sehr extravagant, dennoch weit von Geschmacklosigkeit entfernt ist.

 Iris Apfelfoto: ladynews.com

Die moderne westliche Gesellschaft altert: Die Lebenserwartung steigt, die Geburtenrate sinkt. Vor diesem Hintergrund zeugt das Erscheinen von Mode-Blogs mit Fotos interessant gekleideter älterer Menschen und die Popularität dieser Blogs davon, dass die Menschen in diesem Alter absolut selbstgenügend sein können und man gerne  ihre Bekleidung betrachten kann.

Der letzte Trend von scienceart, der im Seminar behandelt wurde, ist der Körper als Kunstobjekt. Experimente mit dem eigenen Körper (Tattoos, Narben) sind wieder Mode. Eine lebendige Bestätigung dafür ist das in der Modewelt bekannte Modell Zombieboy, dessen Körper und Gesicht mit Tattoos bedeckt sind. Für alle, die nicht bereit sind, solche Experimente mit ihrem Körper zu riskieren, entwickeln die Designer Textilien mit Print, die Tattoos nachahmt, sowie benutzen Tattoo-Elemente bei Schuhen und Strümpfen.

Der Einfluss von hautecouture auf die zugänglichere Massenmode prêt-à-porter besteht darin, dass zwischen diesen beiden Erscheinungen eine gewisse Schicht erschien, die den Namen demi-couture trägt. Das ist eine sehr interessante Kunstrichtung: Sachen im Stil prêt-à-porter werden durch Elemente hautecouture ergänzt. Beliebt werden zum Beispiel strenge Jacketts von traditionellem Schnitt, wobei ein Teil - Ärmel oder Kragen - in einer komplizierten Technik ausgeführt ist oder zumindest einen Eindruck macht, als ob damit wie mit einer Sache hautecouture gearbeitet worden wäre. In den nächsten Jahrzehnten wird sich die Richtung weiter entwickeln.

"Die nächsten 15 Jahre werden Escapismus-Jahre", so Olga Waniewa. In der Kleidung kann Escapismus wie folgt erscheinen.

- Einige Designer schlagen vor, sich von der Welt abzuschotten. Dieser Trend sieht die Überwindung von Schattierungen der Körperfarbe, von Rot, Wäschestil in der Kleidung, leichte, transparente Textilien, sowie enganliegende und elastische Bekleidung vor. Populär sind weiche Stoffe - Samt, Gemsleder, Fleece.

- Eine andere Weise, der Realität zu entfliehen, ist der Genuss von Gestalten der Vergangenheit. In Mode kommen Farben und Motive von Schmucksachen, alten Tapeten, Gold und Bronze, sowie Bilderteppiche, Brokat und Samt. Viele Designer wenden sich den Stilen vergangener Zeiten zu, zum Beispiel Art Deco.

- Ein weiterer Ausdruck von Escapismus ist die Rückkehr zu der Natur, die wir aus der Hippy-Bewegung kennen. Dieser Stil greift zu Blumen - und Fruchtmotiven, eleganten Bildern, echten Stoffen wie  Baumwolle und Leinen, Spitzen, Stickerei, Flechtarbeit, Patchwork und andere Techniken von Hand gemacht. Nach der Meinung von Olga Waniewa erwartet die Mode bald die Rückkehr zum Handgemachten, individuellen Kleidung, da alle des Massenmarkts, der Trends, die industriell vervielfältigt werden, schon überdrüssig sind.

- Flucht von der Realität in ferne Länder ist auch Escapismus. Die Designer übernehmen Farben und Schnitte Nationaltrachten der arabischen Welt, von China und Japan. In der nächsten Saison wird gerade Japan einer der aktuellsten Trends, was sehr gut am Beispiel der Prada-Kollektion zu sehen ist.

- Schließlich kann man seine eigene, andere Welt erfinden. Im Moment ist eine der gefragtesten Welten sowohl im Bereich Mode, als auch in der ganzen Massenkultur die Filmwelt von Tim Burton. Olga Waniewa erwähnte den Film "Alice im Wunderland" als den aktuellsten für die gegenwärtige Mode. Der Film kann als Farbpalette der nächsten Zeiten betrachtet werden.

Zurück