Ausländische Experten empfehlen Nowosibirsk eine Multi-Zentren-Entwicklungsstrategie
Auf einer thematischen Sitzung, die der internationalen Erfahrung der Agglomerationsentwicklung gewidmet war, schlugen die ausländischen Kollegen Nowosibirsk vor, eine polyzentrische Agglomeration zu entwickeln. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Allrussischen Konferenz für die Entwicklung von Stadtagglomerationen am 21. März im „Novosibirsk Expocenter“ statt. Der runde Tisch diente zum Erfahrungsaustausch mit ausländischen Kollegen aus England, Frankreich, Japan und Finnland.
„Finnland ist ein nördliches Land. Damit ist es Russland sehr ähnlich. Und Helsinki ist Nowosibirsk sehr ähnlich. Deshalb denke ich, dass die finnische Erfahrung der Entwicklung der Helsinkier Agglomeration für Nowosibirsk sehr nützlich sein wird“, sagt G. Kesker, ein Vertreter des finnischen Unternehmens Vahanen.
Garry Kesker erzählte, dass sichHelsinki heutzutage aktiv entwickelt. Der Umkreis der Stadt beträgt 150 km. Damit endet das aber nicht. Deshalb muss man an der Erreichbarkeit der Stadt weiterarbeiten. Heutzutage existieren schon drei Ringstraßen um Helsinki herum, sieben Autobahnen und neue U-Bahnlinien.
Die effektive Nutzung des Bodens ist ein akutes Problem in Finnland. Als Ausweg diente der Vorschlag, unterirdische Räume zu nutzen. Heute werden Tiefgaragen mit vielen Ebenen, Busstationen, Schwimmbäder und Skitunnels in Finnland aktiv gebaut.
Die Wichtigkeit der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur für eine Agglomeration betonte in seinem Vortrag auch der Vertreter des englischen Unternehmens ARUP Stefano Recalcati.
„Die Londoner Agglomeration zählt schon über acht Mio. Menschen. Die Entwicklung des Verkehrsnetzes stellt deshalb einen wichtigen Faktor für die Stadtentwicklung dar“, so Recalcati.
Heute erscheinen große Geschäftszentren, Ausstellungsplätze, Parks in der englischen Hauptstadt im Rahmen der allgemeinen Entwicklungsstrategie der Londoner Agglomeration. Vor Kurzen wurde beispielsweise eines der höchsten Gebäude in Europa „St. Giles“ gebaut, das eines der Zentren des Geschäftslebens in der Stadt wurde. Und da, wo vorher ein Industriegebiet lag, entstand 2012 der Queen Elizabeth Olympic Park. Das ist eine gemütlich eingerichtete Gegend mit Dutzenden neuer Brücken, Gehwegen und Autobahnen. In der Mitte des Parks befindet sich ein riesiger internationaler Bahnhof. Für die Einwohner der britischen Hauptstadt ist dieser Park nach den Olympischen Spielen 2012 nicht nur eine Gegend mit Sportanlagen, sondern auch ein gemütlicher Stadtteil, wo man wohnen und arbeiten kann.
Stefano Recalcati sagte: „Der Agglomerationsprozess in Nowosibirsk ist ohne enge Verbindung mit munizipalen Einheiten und benachbarten Städten nicht sinnvoll. Die Stadt sollte den Tolmatschevo-Flughafenbereich und die anliegenden Territorien, sowie wissenschaftliche Zentren entwickeln. Die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur spielt dabei zweifellos eine wichtige Rolle.“
Ein verkehrsorientiertes System bei der Entwicklung der Stadtagglomeration betonte auch der Vertreter des japanischen Unternehmens NikkenSekkei Takayuki Ishikavain seinem Vortrag.
„Heute zählt Tokio zu den größten Städten der Welt. Die Bevölkerungszahl der japanischen Hauptstadt beträgt über 13 Mio. Menschen. Deshalb stellen die Mobilität, die Erreichbarkeit und Umwelt die wichtigsten Themen dar. Die Tokioer Agglomeration basiert auf einem verkehrsorientierten System und auf der Anwendung von umwelteffizienten Technologien“, so Ishikava.
Der Vertreter von NikkenSekkei zeigte den Teilnehmenden des runden Tisches, wie sich die Entwicklung des Verkehrsnetzes positiv auf die Entwicklung von Tokio und seinem Satellitenstadt Jakuba auswirkte. Er sagte auch, dass es für Nowosibirsk notwendig sei, die U-Bahn zu entwickeln und dass die Stadtmitte mit dem Stadtrand und benachbarten Städten verbunden werden solle.
Die Wichtigkeit der U-Bahn-Entwicklung für die Stadt betonte auch der französische Experte, ein Vertreter des Unternehmens GrandParis.
„In Paris ist die Verkehrsverbindung mit dem Stadtrand heute schlecht entwickelt. Um das Problem zu lösen, schlagen wir vor, eine „Express-Metro“ zu bauen. Es wird geplant, dass diese Metro ca. drei Millionen Menschen befördern wird. Ihre durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt 60 km/h, die Höchstgeschwindigkeit – 110 km/h, die Züge werden alle acht Sekunden fahren“, sagte der Vertreter GrandParis.
Alle Teilnehmenden des runden Tisches betonten auch, dass eine effiziente Agglomerationsentwicklung ohne Rücksicht auf die Umwelt unmöglich ist. Eine Agglomeration soll eine Synergie-Effekt ermöglichen: Es sollen gute Wohnbedingungen für Menschen und gute Bedingungen für Geschäft und Investitionen geschaffen werden.